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I/2016: Schallplatten aus Torf - gibt es das?

Das Sammlungsobjekt des Quartals

Im Sommer 2015 kam durch die Schließung des Torfmuseums im Schloss Landestrost, Neustadt am Rübenberge, nach 35 Jahren eine umfangreiche Dauerleihgabe in die Sammlung des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) zurück. Es handelt sich um mehrere Hundert Exponate und Belegstücke zum Thema Moor und Torf aus dem ehemaligen Torfinstitut in Hannover. Es war 1911 als Institut der Technischen Hochschule Hannover gegründet worden und gehörte nach einer wechselvollen Geschichte bei seiner Auflösung in den 1970er Jahren zum Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung, jetzt LBEG. Zu seinen Aufgaben zählten die technische Mooruntersuchung im Vorfeld des Torfabbaus und die Untersuchung von Torf und Torferzeugnissen. Dies resultierte in einer umfangreichen Sammlung, deren größter Teil allerdings im 2. Weltkrieg verloren ging.


Heute ist Torf vorwiegend als Kultursubstrat im Gartenbau bekannt. Aber die Vielfalt der Produkte, die Moor oder Torf als Ausgangsmaterial oder Zusatzstoff haben, geht weit darüber hinaus. Torf war früher ein häufig genutztes Heizmaterial und ist heute noch zur Whisky-Herstellung unerlässlich, zumindest in Schottland. Aus Torffasern kann man zum Beispiel Wolle und gewebte Stoffe herstellen. Kosmetika, medizinische Produkte, auch Zahnpasta können Torfprodukte sein – aber eben auch „Schallplatten“, von denen sich drei in der Sammlung des Torfinstituts befinden.


Woraus bestehen diese „Schallplatten“ und wozu wurden sie verwendet? Die Karteikarte liefert folgende Informationen: „Schallplatten, mit Torf hergestellt“, Materialbeschreibung: „Torf und ?“. Weiterhin erfährt man, dass sie 1953 vom Erfinder Karl Wahl in Mindelheim/Memmingen hergestellt wurden, der dort eine Produktion des Werkstoffs aufziehen wollte, allerdings gab es nie eine Serienfertigung. Sie sollten als Ersatz für Schelllackplatten dienen und waren für die Marke „ASTROMAG, Assmann“ bestimmt. Hierbei handelt es sich um Magnetplatten, die für das DIMAFON der Firma Assmann verwendet wurden. Damit konnten in den 1950er Jahren z.B. Gespräche, Diktate und Telefonate aufgezeichnet und wiedergegeben werden. Nähere Informationen hierzu findet man auf den Seiten des Online-Radiomuseums oder des Tonbandmuseums. Dort gibt es auch eine Beschreibung der original ASTROMAG-Platte, die aus Kunststoff hergestellt wurde. Übereinstimmend mit unseren „Torfschallplatten“ sind die Größe (30 cm) und die Tatsache, dass nur eine Rille vorhanden ist. Welche Bestandteile außer Torf und einer magnetisierbaren Schicht sich noch hinter der bronzefarbenen Oberfläche der „Torfschallplatten“ befinden, bleibt unbekannt. Ebenso wie die Frage unbeantwortet bleibt, ob die Platten jemals bespielt wurden.

Autorin: Dr. Carmen Heunisch

Übrigens: Die BGR unterhält Sammlungen in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.

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Kontakt

    
Dr. Olaf Lenz
Tel.: 0511-643-2561

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