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I/2021: Tellur und Tellurit - die Geschichte ihrer Entdeckung

Das Sammlungsobjekt des Quartals

Tellurit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“.

Steckbrief :
Formel: TeO2 Kristallsystem: orthorhombisch
Habitus: meist nadelig bis prismatisch, auch büschelförmig
Farbe: strohgelb, gelborange, weiß, durchsichtig
Mohshärte: 2

Das abgebildete Objekt stammt aus der Grube Facebaj (Fata Baii, Facebanya, Faczebaja) bei Zlatna im Kreis Alba in Rumänien. Die ehemalige Goldgrube ist die Typlokalität für dieses Mineral; es wurde dort in der Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckt und zunächst als "Metallum problematicum facebaja" benannt.

Das Element Tellur war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Es wurde vom österreichischen Chemiker und Mineralogen Franz Joseph Müller von Reichenstein in Zusammenarbeit mit dem Berliner Chemiker und Mineralogen Martin Heinrich Klaproth in den Erzen von Faczebaja entdeckt und von Letzterem 1798 als Tellur (tellus = Erde) benannt und publiziert. Die originalen Handstücke des Probenmaterials von der Typlokalität Zlatna, das Klaproth zur Verfügung hatte, befinden sich heute im Museum für Naturkunde in Berlin.

Detailansichten mit gelben Tellurit-Kristallen und metallisch glänzenden Tellur-Kristallen- und KugelnDetailansichten mit gelben Tellurit-Kristallen und metallisch glänzenden Tellur-Kristallen- und Kugeln Quelle: BGR

Das Mineral wurde erstmals von J. Esmark 1798 als „gelbes Spiessglaserz“ beschrieben und 1842 durch Wilhelm Petz als „tellurige Säure“ publiziert. Seine bis heute gültige Bezeichnung Tellurit erhielt das Mineral 1845 von Wilhelm Ritter von Haidinger (erster Direktor der „Kaiserlich-Königlichen Geologischen Reichsanstalt“ in Wien (heute Geologische Bundesanstalt).

Tellurit kommt in der Oxidationszone von Erzlagerstätten vor. Es ist assoziiert mit anderen tellurhaltigen Mineralen wie gediegen Tellur oder Emmonsit.

Als seltene Mineralbildung konnte Tellurit bisher (Stand: 2011) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden. Bekannt sind etwa 45 Fundorte. Zu den bekanntesten gehören die „Kawazu Mine“ bei Shimoda und die Susaki Mine in Japan, wo Kristalle bis etwa einen Zentimeter Länge zutage traten. Gut ausgebildete Kristalle fanden sich auch in der „Moctezuma Mine“ in Mexiko.

Das abgebildete Sammlungsobjekt sieht zunächst sehr gewöhnlich aus. Erst unter dem Mikroskop werden in der kleinen Höhlung die Kristalle sichtbar. Es stammt dem Original-Etikett zufolge aus der Sammlung von Themak Ede in Temesvar, früher Ungarn, seit 1920 Timisoara in Rumänien.

Es wurde scheinbar für 5,-- (Schilling / Gulden / Kronen / Forint / Mark ?) erworben und 1922 in den Sammlungen der Preußischen Geologischen Landesanstalt inventarisiert.

Ede Themak (1845-1915)Ede Themak (1845-1915) Quelle: Gabor Papp (Ungarisches Naturhistorisches Museum)

Zur Person:
Ede Themak (1845-1915) studierte Naturhistorie, speziell Mineralogie und Petrologie an der Universität in Pest, war Assistent an der Universität, später Lehrer für Naturgeschichte an der Staatlichen Oberrealschule in Temsvar, Mineraliensammler. Er war Mitglied der südungarischen naturwissenschaftlichen Gesellschaft und diverser anderer naturwissenschaftlicher Gesellschaften und publizierte einige wissenschaftliche Beiträge in den Zeitschriften dieser Gesellschaften. Zeit seines Lebens war er ein leidenschaftlicher Mineraliensammler und –händler. Seine Sammlung hieß "Magyar ásványraktár" (Ungarische Mineralienhandlung) – siehe Etikett.
(Dank für diese Informationen an Gabor Papp vom Ungarischen Naturhistorischen Museum)

Literatur:

Übrigens:
Die BGR unterhält Sammlungen in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.

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Kontakt

    
Dr. Angela Ehling
Tel.: +49-(0)30-36993-412

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