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IV/2024: Seebälle und Seeknödel – kuriose Gebilde aus dem Wasser

Diese runden, faserig-filzigen Gebilde, die weltweit, insbesondere nach Stürmen, an Stränden zu finden sind, haben auch viele andere Namen, z.B. Meerbälle (Pillae marinae), Algenkugeln oder Marimo (japanisch für „Pflanzenball“). Diese Kugeln bilden sich u.a. aus dem durch die Wasserbewegung herausgerissenen Rhizomgeflecht von Seegras, dessen Fasern auf dem Sandboden durch Wellen und Strömungen hin und her bewegt werden und so kugelig miteinander verfilzen. An Mittelmeerstränden findet man häufig Tennisballgroße Seebälle aus den abgestorbenen Pflanzenteilen des Neptungrases, die als Neptunbälle bezeichnet werden.

Die Seebälle werden unterschieden in solche die aus abgestorbenem Pflanzenmaterial bestehen und jene, die einen lebenden Organismus bilden und weiterwachsen, wie z.B. die fadenförmigen, als Kugel treibenden Süßwasser-Grünalgen Aegagropila oder Cladophora. Sie kommen vor allem in Seen und Flüssen der nördlichen Breiten der Nordhalbkugel vor. Insbesondere die Kugeln im Myvatn-See in Island und am Akan-See in Japan standen in den letzten Jahren im Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen. Die Kugeln treiben tagsüber an der Oberfläche und sinken nachts auf den Grund. Auf- und Abtrieb werden von Photosynthese und dem täglichen Lebensrhythmus der Pflanzen gesteuert. Der Auftrieb kommt durch den bei der Photosynthese entstehenden Sauerstoff zustande, der sich in Form feiner Bläschen im Geflecht der Fäden verfängt.

Beschreibungen von Seebällen existieren schon seit Jahrhunderten. Es gab u.a. Vermutungen, sie entstünden im Magen von Fischen. Lebende Seebälle wurden erstmals um 1820 durch Anton Sauter, einen österreichischen Botaniker, im Irrsee in Österreich untersucht und von Friedrich Traugott Kützing, einem deutschen Botaniker und Algenforscher, systematisiert und 1843 publiziert. Seither gab es verschiedene Klassifikationen. Heute werden Cladophora und Aegagropila als verschiedene Gattungen ausgehalten. Letztere enthält Chitin in den Zellwänden und unterscheidet sich dadurch von Cladophora.

In den Sammlungen der BGR befinden sich einige Seebälle vom Uckersee in Brandenburg und von Stränden am Mittelmeer. Die Bezeichnung der 1868 von F. Gerloff gefundenen Seebälle zeugt von der Kenntnis der von Kützing 1843 eingeführten Systematik. Die beiden beispielhaft ausgewählten Objekte der BGR-Sammlungen zeigen eine limnische Seealgen-Kugel vom Uckersee und eine marine Seegras-Kugel aus dem Mittelmeer. Die Durchmesser der Kugeln liegen zwischen 2 und 5 cm.

Cladophora (Aegagropila) Sauteri Kütz. Prenzlau Am Uckersee, leg. F. Gerloff, Mai 1868Cladophora (Aegagropila) Sauteri Kütz. Prenzlau Am Uckersee, leg. F. Gerloff, Mai 1868

Zostera marina, Mittelmeer; leg. H. Potonie, um 1900, Gewöhnliches Seegras Zostera marina, Mittelmeer; leg. H. Potonie, um 1900, Gewöhnliches Seegras


In den vergangenen Jahrhunderten wurden die Seebälle für pharmazeutische Zwecke gegen Hautkrankheiten und Kröpfe verwendet.
Heute werden diese Gebilde als Mooskugeln im Aquarien-Fachhandel angeboten. Sie gedeihen in Kaltwasseraquarien und wachsen pro Jahr um wenige Millimeter.



Literatur:

https://de.wikipedia.org/wiki/Aegagropila_linnaei
https://www.biodiversitylibrary.org/page/3761220#page/468/mode/1up


Die BGR unterhält Sammlungen in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.

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Kontakt

    
Dr. Angela Ehling
Tel.: +49-(0)30-36993-412

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