Südamerika - Regionale Kooperation zur nachhaltigen Gestaltung des Bergbaus in den Andenländern (MinSus) III
Land / Region: Chile, Peru, Bolivien, Ecuador, Kolumbien / Südamerika
Kernthema: Schutz unserer Lebensgrundlagen - Umwelt und natürliche Ressourcen
Projektanfang: 01.10.2016
Projektende: 31.03.2025
Projektstand: 17.04.2024
Der Bergbau bildet einen der wichtigsten Wirtschaftszweige der Andenregion und macht in Ländern wie Chile, Peru und Bolivien einen bedeutenden Anteil an den Exporten und Steuereinnahmen aus. Länder wie Ecuador und Kolumbien verfügen ebenfalls über reiche Erzvorkommen. Der Abbau im industriellen Maßstab hat erst in den letzten Jahren begonnen und die Relevanz des Bergbaus für die wirtschaftliche Entwicklung dieser Länder wird in Zukunft voraussichtlich weiter zunehmen.
Auch international ist der andine Bergbau von großer Bedeutung. Für die ökologische Energiewende und Digitalisierung werden mineralische Rohstoffe wie Kupfer und Lithium benötigt, die zu einem wesentlichen Anteil aus dem Andenraum stammen. Dennoch ist der Bergbau in der Region nicht unumstritten, wie zahlreiche soziale Konflikte im Umfeld von Bergbauvorhaben in den letzten Jahrzehnten zeigen. Nicht nur für die Bevölkerung in den Produktionsländern, sondern auch für die Abnehmer mineralischer Rohstoffe, wie die deutsche Automobilindustrie, werden daher verantwortungsvolle und nachhaltige Praktiken im Bergbau immer bedeutender. Der Abbau von mineralischen Rohstoffen nach hohen Umwelt- und Sozialstandards, im Zusammenspiel mit einer guten Bergaufsicht, kann Investitionen in andere Wirtschaftszweige generieren und zu einer nachhaltigen Entwicklung in den Bergbauregionen beitragen.
Positive Wirkungen durch die Rohstoffproduktion auf die wirtschaftliche Entwicklung lassen sich in den einzelnen Andenländern in unterschiedlicher Ausprägung beobachten. Gleichzeitig stellen die nachteiligen Auswirkungen des Bergbaus in der gesamten Region eine gesellschaftliche Herausforderung dar. Teils gewaltsam ausgetragene Konflikte zwischen der traditionell lebenden Bevölkerung und den Bergbauunternehmen werden von staatlicher Seite nur unzureichend moderiert und es mangelt oft an geeigneten Maßnahmen zur Konfliktbewältigung. Informeller und illegaler Bergbau breitet sich mancherorts unkontrolliert aus, verbraucht exzessiv Wasser, Holz und Boden, verursacht Kontaminationen und eine Schattenwirtschaft. Fehlende Mediation zwischen Anwohner*innen und Bergbauindustrie führt in einigen Regionen zum Rückzug der Unternehmen, Wissensdefizite und Korruption behindern Planungsprozesse und Überwachungsroutinen der zuständigen Behörden.
Toxische Rückstände in Altlasten früherer Bergbaubetriebe stellen mancherorts eine ernstzunehmende Bedrohung der Gesundheit der Anwohner*innen und der Wassernutzer*innen im Abstrom der Standorte dar. Schließlich kann dort, wo Wasser und Energie knapp sind, die Übernutzung dieser Ressourcen infolge ineffizienter Verfahren die Funktion örtlicher Wirtschaftssysteme gefährden.
Jedes Partnerland und Zweig des Rohstoffsektors nutzt unterschiedliche Methoden, um die beschriebenen Schwierigkeiten zu überwinden. In vielen Ländern wurden bereits erfolgreiche „Best Practices“, beispielsweise bei der Wasser- und Energieeffizienz von Bergbauprozessen entwickelt, die jedoch in der Region noch nicht bekannt sind. Auch weisen einige Länder große Fortschritte bei der Umweltgesetzgebung im Bergbausektor auf. Dies betrifft neue und in Betrieb befindliche Minen, sowie Regelungen für die Bergbaunachsorge. Eine Kooperation zum Austausch der Erfahrungen zwischen den Ländern kann helfen, Probleme zu lösen bzw. bewährte Lösungsansätze bekannt zu machen.
Das aktuelle Vorhaben baut auf zwei Vorgängerprojekten auf, die seit 2016 durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert werden. Regionale Partnerin ist die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Lateinamerika und die Karibik (ECLAC).
Die nationalen Partnerinstitutionen des Vorhabens sind u.a. Umwelt- und Bergbauministerien, andere staatliche Aufsichts- und Genehmigungsbehörden, geologische Dienste, Verbände der Bergbauindustrie und Nichtregierungsorganisationen aus der Zivilgesellschaft.
Das Projekt leistet verschiedene Beiträge zur nachhaltigeren Gestaltung des Bergbaus in der Andenregion mit folgenden thematischen Schwerpunkten:
1. Etablierung internationaler Nachhaltigkeitsstandards bei der Produktion von mineralischen Rohstoffen als Grundlage für verantwortungsvolle Rohstofflieferketten. Hohe Umwelt- und Sozialstandards sowie gute Unternehmensführung und Transparenz sind zentrale Elemente für einen verantwortungsvollen Bergbau. Beispielsweise können durch den Einsatz von innovativen und umweltfreundlichen Technologien Schadstoffbelastungen und Gesundheitsgefahren vermieden werden. Die Steigerung der Effizienz im Bereich des Wasser- und Energieverbrauchs, sowie der Einsatz regenerativer Energiequellen können Umweltauswirkungen des Bergbaus auf ein Minimum reduzieren und zu mehr Klimaschutz beitragen.
2. Erarbeiten von Lösungen für eine nachhaltige Bergwerksschließung und das Management von Bergbaualtlasten. Durch den Austausch regionaler und internationaler Erfahrungen und spezifischer Fortbildungsmaßnahmen werden die Projektländer dabei unterstützt, eine effektive Gesetzgebung zur Bergwerksschließung umzusetzen. Zudem wird im Rahmen von Pilotprojekten geprüft, ob aus verlassenen toxischen Bergbauabfällen wertvolle Inhaltsstoffe, z.B. Wertmetalle, zurückgewonnen werden können. Neben positiven Wirkungen für die Bevölkerung und die Umwelt, kann die Wiederaufbereitung der Umweltaltlasten auch zur Finanzierung von deren Sanierung beitragen, für die insbesondere in Schwellenländern häufig nicht ausreichend öffentliche Gelder zur Verfügung stehen.
3. Schaffen von Strukturen für die regionale Kooperation, Koordination und Kommunikation zwischen den nationalen Interessengruppen. Hierfür werden bestehende Netzwerke gefördert und neue Austauschplattformen geschaffen. Auch die fachliche Fortbildung der Partner zu Nachhaltigkeitsthemen im Bergbau in nationalen und regionalen Formaten ist ein zentrales Instrument des Vorhabens.
Komplementär zum BGR-Projekt setzt auch die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein Modul zu MinSus um, das die Maßnahmen der BGR insbesondere in ökonomischen, sozialen und genderspezifischen Themen ergänzt.
Detaillierte Informationen zum Projekt sowie den Komponenten und Aktivitäten von BGR und GIZ finden Sie auf der gemeinsamen Projekthomepage www.minsus.net.
Weitere Projektinformationen:
- Infoblatt MinSus/BGR (2024, deutsch, englisch und spanisch)
- Video: Vorstellung MinSus-Projekt GIZ/BGR (2020, spanisch)
- Publikationen von BGR und Partnerinstitutionen aus dem MinSus-Projekt
- Infografik: Der Weg des Kupfers von den Anden zu den Zukunftstechnologien in Deutschland (2021, Spanisch)
- Video: BGR Pilotprojekt – Wiederaufbereitung alter Bergbauabfälle (2022, Spanisch)
- Video: BGR Pilotprojekt - Althaldensanierung in La Ciénega/Peru (2020, Spanisch)
Partner:
Regional: Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (ECLAC, span. CEPAL)
Lokal: Umwelt- und Bergbauministerien (z.B. Peru: MINEM, MINAM, Kolumbien: MinEnergia, MinAmbiente, Ecuador: MEM, MMATE, Bolivien: MMM, MMAYA, Aufsichts- und Genehmigungsbehörden (ANLA, SENACE), geologische Dienste (z.B. INGEMMET, IIGE, SERNAGEOMIN, SERGEOMIN), Universitäten (z.B. PUCP, CEMS), Bergbauverbände (z.B. SONAMI, SNMPE), NGOs (z.B. NRGI, CooperAcción), Netzwerke (OLAMI, ReLASC, ASGMI).